Lieblingswege, Lieblingsgipfel

Hier sind ein paar meiner (aktuellen) Lieblingswege. Mit Blick auf mein Kletterkönnen, liegen diese so im Schwierigkeitsgrad bis VIIIa. Wege, die schwerer sind, waren dann für mich eher anstrengend als vergnüglich ;) .


Tante, Mittelweg, VI (Foto: Helmut Schulze, 2017)
Tante, Mittelweg, VI (Foto: Helmut Schulze, 2017)

1. Tante und Onkel

... zweifellos zwei Highlights in den oberen Schrammsteinen. Besonders zu empfehlen sind die Perrykante (V) und der Mittelweg (VI) auf die Tante.

 

In der Perrykante lassen sich unzählige verschiedene Schlingen unterbringen. Im Mittelweg gibt es an der Schlüsselstelle (zwei Züge an kleinen Griffen und schlechten Tritten & dann ganz weit, rechts hochfassen) einen Ring.

 

Am Onkel ist die Westkante (VI) ein Tipp, auch hier liegen viele Schlingen und an der Schlüsselstelle kann man sich über einen Ring freuen - ab dort bleibt es spannend (Reibung) bis zum Gipfel.

Rissliebhaber sollten sich den Südriss (VIIa) anschauen - dürften dann jedoch enttäuscht sein: Man kann den Weg fast vollständig auch auf Wand klettern ;)  ... der Riss eignet sich allerdings hervorragend zum Unterbringen von Sicherungen, z.B. Ufos.


 

2. Steinschleuder

 Direkt an der Basteibrücke gelegen, bietet dieser Gipfel den Touristen "Großes Kino" (siehe "Klettersächsisch"). Keinesfalls sollte man sich die Kletterei dort entgehen lassen. Mein Lieblingsweg: Westkante (VIIa). Ein Traum von Weg und zudem gut sicherbar. Spektakulär ist der Moment, in dem man aus der Talseite auf die Westkante quert. Doch auch Herbstweg (VIIb) oder Wünschelrute (VIIc) bieten tolle Kletterei an guten Griffen.


Die SW-Wand/Fehrmannweg (V) sei nur nervenstarken Kletterern empfohlen, denn nach der letzten Sicherung im oberen Rissteil liegt dann ca. 15m lang keine Schlinge mehr. Wer sich fürchtet, kann sich drin verkriechen (Schulterriss = angstrengend). Ist man trittsicher, kann man den gemütlich außen klettern - mit besagter Einschränkung zur Sicherung.

Hinweis: Wegen eines Rutsches eines Felspfeilers im Mittelteil wir eine Begehung nicht empfohlen.

 

Steinschleuder, Westkante, VIIa (Foto: Helmut Schulze, 2017)
Steinschleuder, Westkante, VIIa (Foto: Helmut Schulze, 2017)

Dürrebielenadel, SO-Weg, VI (Foto: Helmut Schulze, 2018)
Dürrebielenadel, SO-Weg, VI (Foto: Helmut Schulze, 2018)

 

3. Dürrebielenadel

 

Hier ist es eher der Gipfel, der mich reizt. Hoch und spitz ragt die Nadel im Dürrebielegrund recht einsam auf. Hierhin verirren sich nur wenige Kletterer.

Besonders der SO-Weg (VI) bietet durchaus eine sehr ausgesetzte und gut gesicherte Kletterei . Allerdings sollte man den Blick in die Tiefe mögen. Der Einstieg in den Weg ist schon mal interessant. Nachholen auf dem Pfeiler ist sinnvoll. Dann quert man an riesigen Henkeln an die Südkante und steigt diese auf schönen Bielatalleisten zum Gipfel.

Die Sicherung ist durchweg gut - nur den komischen Zug in der Einstiegsverschneidung, den muss man ohne Sicherung bewältigen.

Für den etwas schwerer Kletternden ist die Lebensuhr (einmal durch die gesamte Süd-Ostwand an fünf Ringen vorbei), VIIIa, definitiv eine Empfehlung und ein gut gesichertes Erlebnis. Schlüsselstellen hier am 2. (links kneifbar) und am 5. Ring.


 

4. Wehlnadel

 

Das Form-Juwel in Rathen schlechthin. Ob man nun den  Alten Weg (V) oder den Neuen Talweg (VIIa) wählt ... oder beide, ist egal. Der Gipfel ist samt Aufbau ein Erlebnis. Die Sicherung ist in beiden Wegen ausreichend, insgesamt etwas sandig. Daher nur bei absoluter Trockenheit einsteigen und den Felsen schonen, damit noch viele daran Freude haben.

Beim Ausstieg über den AW findet man beim Wegklettern vom Ring zwei kleine gehackte Griffe.

Wehlnadel, AW und Gipfel (Foto: Helmut Schule, 2017)
Wehlnadel, AW und Gipfel (Foto: Helmut Schule, 2017)

Schrammtorwächter, AW, VI (Foto: Helmut Schulze, 2017)
Schrammtorwächter, AW, VI (Foto: Helmut Schulze, 2017)

 

5. Schrammtorwächter

 

Steil ragt der Wächter wie ein erhobener Mittelfinger in der Schrammtorkette weit heraus. Der Alte Weg (VI) führt in zwei Teilen auf den Gipfel. Er beginnt mit einem recht harmlosen Kamin (hier sind durchaus ein paar Sicherungen möglich). Der Ausstieg ist luftig und führt an großen Henkeln zum Gipfel. Die Sicherung besteht im zweiten Teil aus genau einem Ring ... irgendwie nach der Schlüsselstelle (die aber nicht wirklich bösartig ist). Weitere Schlingen liegen im Ausstieg nicht. Es gilt: Es gibt bis zum Gipfel große Henkel, wenn man keine hat, ist man falsch :)


 

6. Falkenstein

 

Die Begehung des Turnerwegs auf den Falkenstein am

6. März 1864 war die Geburtsstunde des Kletterns aus "sportlichen Motiven" in Sachsen. Der Turnerweg ist sicherlich einer der Klassiker auf den Falkenstein, heute mit III bewertet, man darf sich davon nicht täuschen lassen - der Weg ist durchaus anspruchsvoll und keineswegs übersichert. Einer der beliebtesten Wege hier ist der Schusterweg (III) mit der "berühmten" Porzellankante, der Schusterplakette und einem Kaminteil. Damit vereint der Weg alles, was sächsische Kletterei bei eher mäßiger Sicherung ausmacht.

Der Falkenstein lohnt allemal, so finde ich den Südriss, die Kotzwand oder die Schönwetterwand reizvoll. Wer schwerer klettern möchte, findet z.B. im Drachenrücken oder der Reginawand eine Herausforderung.

 

Nach dem Aufstieg, z.B. über den Schusterweg, bietet der Gipfel des Falkensteins reichlich Möglichkeiten zum Feiern des Gipfelsieges.
Nach dem Aufstieg, z.B. über den Schusterweg, bietet der Gipfel des Falkensteins reichlich Möglichkeiten zum Feiern des Gipfelsieges.

Kleiner Wehlturm, FKV-Kante, V (Foto: Helmut Schulze, 2017)
Kleiner Wehlturm, FKV-Kante, V (Foto: Helmut Schulze, 2017)

 

7. Kleiner Wehlturm

 

Dort bietet die FKV-Kante (V) ausgesetzte Kantenkletterei an gutem Gestein. Die Eintrittskarte zu dieser genialen Kante löst man mit ca. 15m III-er Kamin des AW. Das muss man tatsächlich mögen. Mit Blick auf den Seilverlauf und Felsschonung ist es sinnvoll, sowohl auf dem Absatz vom AW des Großen Wehlturms (also vor der Querung und nach Kaminende) als auch am 1. (und einzigen Ring) nachzuholen.

Die Kante selbst bietet rund 35m Kantenkletterei an großen Griffen - ab und zu lacht eine halbwegs vertrauenswürdige Sanduhr. Übersichert ist der Weg allerdings keinesfalls.


 

8. Goldstein

 

Der Goldstein bietet für Kletterer ab dem VI. Schwierigkeitsgrad schöne und anspruchsvolle Wege. Das Highlight für mich waren die Südwand (VIIc) und die Direkte Südwand (VIIc/ RP VIIIa).

Beide Varianten machen bei guter Sicherung einfach Spaß! Auch die Goldsteigkante (VIIc) ist Genuss pur.

Im VI.-Schwiergkeitsgrad sind sowohl der Ostweg (VI) als auch der AKV-Weg (VI) zu empfehlen. Diese Wege bieten im unteren Teil tolle und auch gut gesicherte Kletterei. Bei allen Wegen - auch der Südwand - warten oben Kaminausstiege und viel Reibung ;)

Goldstein, Direkte Südwand, VIIIa (Foto: Helmut Schulze 2019)
Goldstein, Direkte Südwand, VIIIa (Foto: Helmut Schulze 2019)

 

9. Höllenhund

 

Die Violette Verschneidung (VIIIa) am Höllenhund war für mich die Überraschung in der Felsgruppe. Zwar wird der Talweg (VIIIa) dort immer mächtig gelobt, doch die Verschneidung mit dem namensgebenden violetten Sandstein hat mir wegen ihrer Vielseitigkeit noch um einiges besser gefallen. Die Lösung für die Züge zwischen dem ersten und dem zweiten Ring muss jeder selbst suchen, ich habe mich (im Nachstieg) für die Kante entschieden. Nach dem zweiten Ring Genussklettern an großen Henkeln - kein Zug ist da mehr schwerer als VI oder VIIa. 


 

10.  Hinterer Gansfels

 

Der Arymundweg (VIIa) stand recht lange auf meiner To-Do-Liste, da ich über den Weg ich sehr widersprüchliche Informationen erhalten hatte. Am Ende muss ich sagen, es stimmt: Die Schlüsselstelle vor (wir sind schließlich in Sachsen) dem ersten Ring scheint so ziemlich jeder anders zu klettern. Ich habe mich fürs Hangeln entschieden und zwischen Wand und Rippe ein fettes Ufo zur Sicherung geklemmt. Die Hangel löst sich gut und man ist derart in der Bewegung, dass man fast am Ring vorbeiklettern mag, da sich die Rippe noch ein Stück fortsetzt. Spektakulär ist der dann folgende Ausstieg an großen Platten (Sicherung) zum Gipfel.

Hinterer Gansfelsen, Arymundweg, VIIa (Foto: Helmut Schulze, 2018)
Hinterer Gansfelsen, Arymundweg, VIIa (Foto: Helmut Schulze, 2018)

 

Lieblingswege und kein Ende?

Es gibt noch viele, viele Wege und Gipfel mehr, die ich persönlich schätze und für absolut lohnenswert halte - in den "Top 10" können eben nur zehn Gipfel und Wege Platz finden ... und manchmal mag man auch Wege, die zwar keine großen Klassiker im Gebirge sind, jedoch für mich ein besonderes Erlebnis waren.

Dazu zählen für mich z.B.

    - Hirschgrundkegel/Emporkante (V) - gut gesicherte Henkel (ab da dachte ich, ich "kann" V-er Wege klettern ;) )

    - Artariastein/ SO-Weg-AV (VI) - 45m gut gesicherte, ausgesetzte Kletterei an bestem Fels

    - Türkenkopf/ Südwand (V) - Henkel mit guter Sicherung

    - Talwächter/ Ostkante (VI) - kräftiger Ausstieg an luftiger Kante

    - Luginsland/Neuer Talweg (VIIa) - akzeptabel gesichert mit Ausstieg via Handriss

    - Hinterer Höllenhundturm/ Talweg (VI) - vielseitiger Weg mit guter Sicherung

    - Kleine und Große Herkulessäule/ AW (IV bzw. VI) - Bielatal vom Feinsten auf formschöne Wahrzeichengipfel

    - Burgener Turm/ Himmelwärts (VIIc) - Ausdauerstrecke an feinen Bielatalleisten

    - Lehnkuppel/ Eckzahn (VIIc) - Nervenkitzel auf der Reibung nach genialer Hangel

    - Turm am Verborgenen Horn/ Gondaleiter (VIIb) - 20m Handriss, was will man mehr

    - Brosinnadel/ AW (IV) - Klassiker auf ein Wahrzeichen der Affensteine

    - Ülmtülp/ Wächterriss (VIIa) - gutmütiger, gut gesicherter Schulterriss auf witzigen Gipfel

    - Hickelkopf/ AW (V) - Statikwunder, am Ausstieg ist der Weg für V ordentlich und auch nicht gut gesichert

    - Hinteres Pechofenhorn/ Gipfelstürmerweg (V) - Genialer Weg mit Verlaufgarantie

    - Nordkopf/ AW (IV) - irgendwie hänge ich an dem Weg - bestehend aus ein paar Reibungszügen

    - Großer Halben/ Wettersteiner Weg (VIIb) - überraschend, was einem ein Weg abverlangt, irre, eher VIIc

    - Lokomotive-Esse/ Südkante (VI) - hat man den Einstiegsboulder geschafft, wird es wunderbar 

    - Heringsgrundnadel/ AW (VIIa) - Platten, Ring, Kante, Reibung - wunderschön und aussichtsreich

    - Jungfer/ AW (VIIa) - der "große Bruder" vom Schrammtorwächter

    - Kaaba, SO-Weg (VIIIa) - steil kleine Griffe und ein "Fingerloch-Feature" am Ausstieg mit guter Schlinge drunter

    -  ...


Kletterführer Sächsische Schweiz, Topoführer Sächsische Schweiz, "Elbsandstein paisir"
Kletterführer Sächsische Schweiz, Topoführer Sächsische Schweiz, "Elbsandstein paisir"

Der Auswahlkletterführer "Elbsandstein - plaisir",

2. Auflage, 2022

 

Die Autoren Helmut Schulze und Valentin (und ich ein bisschen) haben über viele Jahre unglaublich viel Fleißarbeit geleistet und mittlerweile rund 450 der schönsten und lohnendsten Kletterwege auf Gipfel der Sächsischen Schweiz ausgewählt - überwiegend in den Schwierigkeitsgraden I bis VIIa. Damit ist der Führer besonders gut für Gebietsfremde und Anfänger geeignet.

 

Alle Wege sind gut beschrieben und auf übersichtlichen Topos eingezeichnet - und viele schöne Kletterbilder zeigen, dass sich ein Ausflug ins Elbsandsteingebirge definitiv lohnt.

 

Es gibt außerdem einige Vorschläge für Wanderung und Stiegentour, sowie Tipps für für schlechtes Wetter.

 

 

 

Der Kletterführer kann bei Helmut Schulze im Webshop bestellt werden!

 


Projekt Johanniswacht

Helmut und ich haben uns die Mühe gemacht und einen "Komplettführer" zum Klettersektor Johanniswacht im Bielatal erarbeitet. Den Führer (im "Broschürenmodus" drucken!) findet ihr auf der Seite der DAV Sektion Dresden als Download.

 

Außerdem eine akutelle Übersicht aller Wege, die von uns eine E-Bewertung bekommen haben.