Geologie der Sächsischen Schweiz

Woher kommen die Türme der Sächsischen Schweiz?

 

Wer in den Schlüchten, zwischen den steil aufragenden Felszacken und auf den Ebenen des Elbsandsteins wandert oder klettert, kann eine schier unglaubliche Vielfalt bizarrer Türme, Nadeln und Wände bewundern. Wie konnten sich solche Felsformen entwickeln?

 

Die Erhebungen und Klüfte im Sandstein sind durch ein Zusammenspiel von Geologie und Geomorphologie im Laufe der letzten 140 Mio. Jahre entstanden. Vor etwa 140 Mio. Jahren (Kreidezeit) war das Gebiet des heutigen Elbsandsteins von einem flachen Binnenmeer bedeckt, in das die hineinfließenden Flüsse Sande, Tone, Lehme und Mineralien schwemmten. Diese Sedimente lagerten sich am Grund des Meeres ab und verfestigten sich unter dem Druck des Wassers und der nachfolgenden Einschwemmungen. Schicht für Schicht entstand so ein ca. 500 bis 600m dickes Sediment. Die einzelnen Schichten weisen dabei unterschiedliche Festigkeiten und Eigenschaften auf. Zwischen den mächtigeren Schichten [Buchstaben (a) bis (e)] bildeten sich zum Teil nur wenige Meter dicke "Störschichten", die mitunter wasserundurchlässig, weniger fest und deshalb für Auswaschungen anfällig sind.

 Als der Meeresboden vor ca. 100 Mio. Jahren angehoben wurde, floss das Wasser ab und das Sediment blieb als dicke Sandsteintafel zurück. Vor rund 70 Mio. Jahren schob sich die Lausitzer Granitscholle von Norden her an die Sandsteintafel heran. Durch den Druck zerbrach diese Tafel mehrfach und ein ausgeprägtes System von nahezu rechtwinkligen Rissen und Spalten entstand. In diese Öffnungen konnten nun Wasser und Wind eindringen. Die Erosion der Sandsteinplatte begann.

 

Vor 35 bis 25 Mio. Jahren (Tertiär) wurde durch tektonische Bewegungen die Bruchscholle des Erzgebirges mit der aufliegenden, bereits geborstenen Sandsteinplatte um bis zu 700m angehoben und schräg gestellt. Dadurch wurde die Erosion verstärkt, da die Elbe und ihre Nebenflüsse ein stärkeres Gefälle erhielten. So entstanden beschleunigt Täler, Schluchten und die typischen linkselbischen Tafelberge ("Steine"). Insbesondere die oberen, weicheren Sandsteinschichten wurden auf dieser Seite regelrecht abgewaschen.

 

Später wurden vor allem Teile der linkselbischen Schluchten durch Löse, Lehm und Geröll wieder nivelliert, die während der Eiszeit durch den Gletscher in das Gebiet hinein getragen wurden. Die Tafelberge aus Sandstein ragen noch heute aus diesen Ebenen heraus.

 

Woran klettern wir also eigentlich?

Wasser und Wind trieben und treiben die Erosion des Sandsteins voran. Durch die vertikalen Risse beim Bruch der Sandstein-Sediment-Tafel und die horizontale Schichtung der Ablagerungen im Kreidemeer werden bis heute die uns bekannten Formen ausgewaschen und frei gestellt. Vielerorts finden wir quaderförmige Felsen und Strukturen (z.B. am Pfaffenstein), sowie deutlich ausgeprägte horizontale Bänder mit unterschiedlicher Dicke.

 

Je nach Schichtstufe verläuft die Verwitterung unterschiedlich, da der Sandstein von sehr unterschiedlicher Qualität ist und seine Verfestigung auch von den eingeschlossenen Mineralien (z.B. Eisen) abhing. An den dünnen Störschichten gibt es zumeist verstärkte Erosion bis hin zur Höhlenbildung.

 

In den oberen Ebenen des Schrammsteingebiets findet sich die sogenannte Rathewalder Schicht (a), die zu brüchigen Strukturen neigt (z.B. an "Tante" und "Onkel"). Die darunter liegende Schrammstein-Schicht (d) ist von deutlich festerem Sandstein. Dieses gut verfestigte Gestein findet man z.B. am Dreifingerturm oder im oberen Drittel des Falkensteins. Dort bildet dieser Sandstein ein Labyrinth von festen, glatten Kaminen, in denen die groben Kiesel in einer stabilen, schwarzen Patina verbacken sind. Auch am Lilienstein findet sich diese Form des Sandsteins.

 Nord-Süd-Querschnitt Schrammsteine

 

Die Felstürme im Rathener Gebiet hingegen sind deutlich brüchiger, obwohl auch sie aus Sedimenten der Schrammstein-Schicht (d) geformt sind. Der Grund dafür ist die in dieser Ebene eingelagerte tonig-sandige Zwischenschicht, die nun gerade in der Höhe des Rathener Felsreviers durch die Erosion frei gelegt wurde. Besonders eindrucksvoll ist das an den butterweichen Felsstrukturen des Gamrig zu beobachten.

 

Am Pfaffenstein klettert man an Felsen, die aus den Postelwitzer Schichten (b) und (c) entstanden sind. Dadurch findet sich zwischen Felsfuß und Felskrone ein unterschiedlicher Aufbau der insgesamt recht festen Felsentürme.

 

Je weiter südlich man kommt, umso fester zeigt sich der Sandstein. Durch die Erosion in Verbindung mit der Anhebung der Erzgebirgsscholle kamen dort vor allem die tieferliegenden, gut verfestigten Sandsteinschichten zum Vorschein. So wurden gerade die Felsentürme im Bielatal überwiegend aus dem Labiatussandstein (auch "Bildhauersandstein" genannt) geformt. Dieser Sandstein zeichnet sich durch hohe Festigkeit und auffallende horizontale Bänderung aus, die Wandkletterei an kleinen, scharfen Griffleisten ermöglicht. Gestört wird diese Schicht an einigen Türmen durch grobkieselige Einschlüsse, die eher runde, griffarme Strukturen bilden.